Als ich das das erste mal in New York war und wir dann nach Ground Zero gingen, war gerade mal ein halbes Jahr vergangen seit dem 11. September 2001. Je näher wir kamen, desto gedrückter war die Stimmung. Immer weniger Läden waren geöffnet. Immer weniger Menschen waren auf der Strasse. Überall waren Polizisten. Überall lag noch Staub auf den Strassen. Auch beim Einatmen merkte man noch den Staub in der Luft. Und dann stand man plötzlich still. Blickte auf die andere Strassenseite und sah den schrecklichen Anblick, den man sonst nur vom Fernseh her kannte. Überall lagen Teile herum, keine Ahnung, was das mal hätte sein können. Hunderte von Männern waren mit ihren Baggern an den Aufräumarbeiten.
Ich wusste nicht wie ich mich verhalten soll. Mir wurde richtig schlecht und ich konnte auch meine Tränen nicht zurückhalten. Um mich herrum standen so viele Menschen. Die meisten weinten. Es war eine bedrückende Stimmung und nach einer Weile wollte ich nur noch eins: Einfach weg, weg von diesem Ort des Schreckens.



Beim zweiten mal in N.Y.C im Frühling 2003 hatte ich etwas bammel wieder nach Ground Zero zu gehen. Doch ich wollte auch wissen, wie es nun ein Jahr später aussieht. Doch diesmal war alles anders. Die U-Bahn fuhr wieder und auch die Läden waren alle wieder geöffnet. Nun konnte man auch auf die richtige Strassenseite und stand vor einem riesigen Gitter. Das ganze Gitter zierte eine schwarze Tafel. Darauf eingraviert sind alle Namen der über 3000 Verunglückten. Durch das Gitter hindurch sieht man auf ein zubetoniertes Loch. In der Mitte steht ein grosses Kreuz und eine Amerika-Flagge. Die Stimmung war schon etwas fröhlicher und man merkte, wie sich die Stadt langsam von dem Anschlag erholt und das Leben weiter geht.


Der 11.September 2001

Die Flammen und Rauchfahnen haben sich in das Gedächtnis der Menschen auf der ganzen Welt eingebrannt. Kein historisches Ereignis verbreitete sich so schnell auf der ganzen Welt oder war so spektakulär, kein anderes Vorkommnis war von solch historischer Bedeutung.

Die Twin Towers standen mit 415 Metern im Zentrum einer der dichtest besiedelten Städte: Es ist wahrscheinlich, dass der Rauch und der Einsturz der stolzen Bauten von mehr Augenzeugen beobachtet wurde als irgendeine andere Katastrophe.

Über den Verlauf jenes sonnigen warmen Morgens gibt es nichts Neues zu berichten: Die Kommantatoren liessen keinen Gedanken unausgesprochen. Sie Menschen sprachen miteinander, um sich zu trösten oder um der Erstarrung durch den Schock zu entkommen, vor allem aber um Informationen auszutauschen.

Die Plötzlichkeit und das enorme Ausmass dieses Ereignisses waren überwältigend; es war unmöglich, einen solch blinden Hass, eine so mörderische Absicht zu verstehen. Die vielfältigen Hilfsaktionen als Antwort auf die Angriffe waren von einer fast an ein Wunder grenzenden Effizienz und Promptheit. Die Geschwindigkeit der Hilfsmassnahmen, das Ausmass der Aktivitäten und der Mut aller Teilnehmer stehen für ein erinnerungswürdiges Kapitel der Geschichte der Nation. Heldentum charakterisiert diesen Tag. Eine Frau im Rollstuhl wird über endlose Treppenstufen nach unten getragen, ein Blinder und sein Hund werden zum Erdgeschoss begleitet. Die Menschen stehen den Verletzten und Behinderten bei. Betriebsleiter, die ein letztes Mal kontrillieren, dass alle Mitarbeiter gesund und unversehrt nach draussen gelangt sind, können sich selbst nicht rechtzeitig retten. Zwanzig leitende Angestellte des World Trade Center sterben vor Ort, nachdem sie sich versichert haben, dass alle anderen am Leben sind.

Der Kaplan des Feurewehrkorps wird seinerseits Opfer der Katastrophe, als er sterbenden Feuerwehrmännern die letzten Sakramente austeilt. Der Mut, den die Feuerwehrleute, die Polizisten und das rechtliche Hilfspersonal in der Gefahrenzone an den Tag legten, um den Mensch bei der Flucht nach draussen zu helfen, kostete sie im Augenblick des Einsturzes das Leben.

Die Notfallkommandozentrale New Yorks im Innern des World Trade Center war völlig zerstört. Dennoch griffen augenblicklich die Notfallpläne. Innerhalb weniger Minuten waren displinierte Hilfstruppen dabei, alles zu tun, was ein von Flammen umgebener und mit Rauch gefüllter Raum erfordert.

Während sich die Feuerwehr und die Ambulanzen auf den Fussgängerwegen näherten, aktivierten die Kankenhäuser Manhattans und des benachbarten New Jersey ihr Notfallprogramm, um die - viel zu wenigen - Überlebenden aufnehmen zu können.

In Greenwich Village, zwei Kilometer nördlich des World Trade Centers, sammelten sich wenige Minuten nach dem ersten Angriff die Menschen auf den Strassen. Der grösste Teil wurde Zeuge des Einsturzes des Südturmes um 9.50 Uhr morgens, während der noch von Flammen und Rauch umgebene Nordturm um 10.29 Uhr in sich zusammenfiel. Die vor Schreck erstarrten Zuschauer sahen Menschen aus den oberen Stockwerken springen, kleine Farbflecken im Trümmerhagel. Ein Gefühl des irrealen durchdrang alle. Die Menschen blickten in die Augen völllig Unbekannter, ohne zu verstehen. Viele umarmten sich. Einige sassen auf dem Bordsteinrand, andere schluchzten, im Wissen, dass ihnen liebe Menschen gerade starben oder berreits unter fürchterlichen Umständen ums Leben gekommen waren.

In den Cafés des Village liefen im Fernsehen die Nachrichtenkanäle auf Hochtouren: Alle beobachteten das Programm mit abwesendem Blick, nicht in der Lage zu sprechen. Alles, was man wusste, wurde sofort übertragen, aber es gab wenig neue Informationen. Niemand wollte, oder konnte, die Anzahl der Opfer schätzen.

Nicht abreissende Menschenschlangen bewegten sich taumelnd Richtung Norden, zur Avenue of the Americas. Ein Grossteil von ihnen stand unter Schock; Viele klammerten sich, mit Asche und Russ bedeckt, an ihre Begleiter, während die Bewohner der Zone verzweifelt versuchten Nummern auf ihren Telefonen zu wählen, um die Familien zu kontaktieren. Hier und da sassen erschöpfte Menschen auf dem Randstein.

Weiter südlich, nahe dem Ground Zero, war es noch schlimmer: Flüchtende sammlten sich in Eingangshallen, blutend, hysterisch oder traumatisiert und stumm. In den Lokalen des Village servierten die Bedienungen Kaffee an völlig betäubte hereinschwankende, aber zumindest unverletzte Menschen.

Verletzte und schwache Personen wurden weiter südlich gebracht. Den ganzen Tag über heulten Sirenen, die die Richtung Süden fahrenden Fahrzeuge begleiteten; den ganzen Tag über eilten Ambulanzen über die Avenue of the Americas in Richtung des St.Vincent Medical Centers, wo im gesamten Vorhof Überlebende, in Rollstühlen und meist unter Schock, untergebracht waren.

Es bildete sich ein riesiger Kommandostab mit über fünfzig professionellen Helfern und etwa hundert Freiwilligen.

Die Stadt rief rasch den Notstand aus. Brücken und Tunnels wurden geschlossen, die Untergrundbahn und die Züge waren ausser Betrieb.

Trotz des furchtbaren Schocks und der massiven, durch den Angriff ausgelösten Menschenbewegung wurde empfohlen, ruhig zu bleiben: "Bewahren Sie Ruhe, beachten Sie die Transportprobleme. Bleiben Sie in Bewegung. New York lebt, es ist erschüttert, aber es ist NICHT zerstört!"

Die grosse Verkehrsader der 40. Strasse, die östlicher Richtung durch ganz Manhatten führt, verwandelte sich in eine bewachte Grenzlinie: nördlich davon die grössmögliche Normalität, südlich davon waren die Strassen und Alleen nur Fussgängern zugänglich.

Noch weiter südlich begrenzte die Houston Street (oder 1. Strasse), eine weitere Hauptverkehrsader entlang der Ost-West-Achse, eine streng kontrolierte unzugängliche Zone; dahinter versammelten sich die Hilfs- und Versorgungstruppen.

Um 6 Uhr nachmittags hatte sich der Zustrom in den Krankenhäusern auf ein Tröpfeln reduziert; es war unmöglich, Überlebende zu finden.

Das gesamte Gebiet des World Trade Centers war ein mehrere Häuser hoher Haufen rauchenden Schuttes, der sich in die umliegenden Strassen ergoss.

Die Nachrichtenlage war konstant. Furchtbare Zahlen erschienen auf dem Bildschirm: "78 Polizeibeamte verschollen, 200 Feuerwehrmänner verschwunden. Im World Trade Center arbeiten circa 50'000 Personen und weitere Personen befinden sich in der Zone zu Geschäftsbesuchen. Die Anzahl der Toten könnte in die Tausende gehen."

Am Abend wurde die Untergrundbahn wieder in Betrieb genommen und die Routen über Brücken und durch Tunnels in Richtung stadtauswärts wurden wieder geöffnet, um Manhatten von unnötigen Besuchern und Fremden zu befreien.

Die New Yorker konnten erkennen, dass man sich um eine effiziente Organisation bemühte und die Notfallmassnahmen plangemäss erfolgten.

Die Menge auf den Strassen verringerte sich gegen 20.30Uhr, als die Menschen nach Hause zurückkehrten, um die Rede von Präsident Bush an die Nation zu hören: eine verhaltene Rede, in der er mögliche Vergeltungsschläge nur andeutete. aber wie kann sich eine Nation an einem Feind rächen, der sich nicht zeigt?

Nach dem Appell des Präsidenten kehrten die New Yorker auf die Strasse zurück und strömten unaufhörlich von St.Vinvent zu den Barrieren der Houston Street hinunter und zurück.

Gegen Mitternacht begann eine massive halb-militärische Aktion. Konvois aus Baustellenwagen, Bulldozern und Fahrzeugen mit Gerüsten parkten entlang der Houston Street. In Intervallenwürden sie Richtung Avenue of the Americas fahren, zum World Trade Center, das noch immer in Flammen stand.

Die örtliche Feuerwehrwache wurde zum Kommandoposten der Operationen. Für eine kurze Zeit während des vergangenen Tages, bevor man einen geeigneteren und zum World Trade Center näher gelegenen Raum gefunden hatte, befand er sich im Hauptquartier von Bürgermeister Giuliani.

Das örtliche Baseballfeld wurde zum Versorgungslager und in der Nähe richtete das Rettungsheer mobile Verpflegungsstellen ein.

Im Norden wurde das St.Vincent Medical Center vollständig als Sammellager verwendet, die mit Bewohnern, Journalisten und zusätzlichen freiwilligen Helfern überfüllte Allee war von Scheinwerfern beleuchtet.

Gegen Mittag war klar, dass man nur wenige Überlebende finden würde, dafür aber ein Massengrab verschütteter Opfer. Vorort und jenseits des Flusses, in New Jersey, wurden Notfallleichenhallen organisiert. Tausende von Menschen, die nicht rechtzeitig flüchten konnten, würden aus den Schuttmassen gezogen werden, bis zur Unkenntlichkeit versstümmelt, mit dem schrecklichen Ergebnis, dass es für viele Famillien nie zu Ende sein würde und sie niemals den Trost finden würden, ihre Toten begraben zu können.

Auf die Helfer wartete die furchtbare Aufgabe, aus dem Schutt die Teile der Menschen zu suchen, deren Anzahl man auf etwa 10'000 schätzte.

Einen Monat später gehen die New Yorker ihren Geschäften nach und leben ihr Leben. Überall, ausser am Ground Zero und im direkt umliegenden Gebiet, scheint sich auf ersten Blick die Normalität wieder gefunden zu haben.

Erst bei genauerem Hinsehen bemerkt man die Uniformen der Polizisten, die Kontrollvorrichtungen, die Sicherheitshinweise. Diejenigen, die mit dem Flugzeug unterwegs waren oder in einem Regierungsgebäude zu tun hatten, bekamen zu spüren, dass das Leben nicht mehr so wie früher ist.

Die internationalen Nachrichten berichten nicht mehr über andere Länder oder andere Völker. Im Mittelpunkt von allem stehen die Vereinigten Staaten und die Herausforderung, der sich die Nation zu stellen hat. Die Gewalt ist eine beständige Bedrohung, die Verletzbarkeit eine Realität des Lebens: Wir müssen deshalb hoffen, dass die Gerechtigkeit und die Vernunft siegen.

GOD BLESS AMERICA!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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